Philatelie Liechtenstein
Liechtensteins Briefmarken: Botschafter zwischen Tradition und Moderne
In einer Welt, die immer mehr auf digitale Kommunikation setzt, bleiben Briefmarken eine faszinierende Brücke zwischen Tradition und Moderne. Christine Böhmwalder, die Leiterin der Philatelie Liechtenstein, nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte dieser kleinen, aber mächtigen Botschafter, die Liechtenstein weltweit repräsentieren. Als stolzer Markenpartner von Liechtenstein Marketing sorgt die Philatelie dafür, dass die Identität, Geschichte und Innovationskraft des Fürstentums in jeder Ausgabe lebendig wird – und das in einer Weise, die sowohl Tradition bewahrt als auch in die Zukunft blickt.
Welche Bedeutung hat die Philatelie für Liechtenstein?
Die Philatelie spielt in Liechtenstein eine bedeutende Rolle – weit über das Sammeln von Briefmarken hinaus. Liechtensteinische Briefmarken sind weltweit bekannt und geschätzt. Sie fungieren als kulturelle Botschafter des Landes und erzählen Geschichten über die Geschichte Liechtensteins, das Fürstenhaus, Kunst und Kultur, Natur, Umwelt, Architektur sowie über Vereine, Technologie und vieles mehr.
Besonders prägend war die Entscheidung, eigene Briefmarken herauszugeben. Als Liechtenstein den Zollvertrag mit Österreich auflöste und sich wirtschaftlich der Schweiz zuwandte, stellte sich die Frage: Soll das Fürstentum Schweizer Briefmarken verwenden? Die Antwort war ein klares Nein. Trotz der Währungsanbindung an den Schweizer Franken entschied sich Liechtenstein für eine eigene Briefmarkenausgabe – als Symbol nationaler Identität.
Heute sind liechtensteinische Briefmarken nicht nur ein wichtiges Kulturgut das gelebt wird, sondern auch ein Imageträger. Sie setzen das Land international in einen positiven Kontext und greifen neben lokalen auch globale Themen auf, beispielsweise durch Sondermarken zu internationalen Künstlern oder weltbewegenden Ereignissen.
Seit wann gibt es die Philatelie in Liechtenstein und welche Entwicklung hat sie durchlaufen?
Die Philatelie in Liechtenstein hat eine lange und faszinierende Entwicklung durchlaufen. In den Jahren 1850 bis 1911 verwendete das Fürstentum zunächst österreichische Briefmarken, da der Zollvertrag von 1852 Liechtenstein wirtschaftlich eng an Österreich band. Die österreichische Post war damals für den gesamten Briefverkehr im Land zuständig.
Ein wichtiger Schritt erfolgte 1912 mit der Ausgabe der ersten eigenen Briefmarken mit der Aufschrift «K.K. POST LIECHTENSTEIN». Dennoch unterstand die Post weiterhin der österreichischen Verwaltung. Erst 1917 erhielt Liechtenstein die vollständige Kontrolle über sein Postwesen, auch wenn das Land bis 1920 noch Teil des österreichischen Postgebiets blieb.
Nach dem Ersten Weltkrieg orientierte sich Liechtenstein wirtschaftlich und politisch neu. 1921 wurde ein Postvertrag mit der Schweiz geschlossen, und am 29. März 1923 folgte der Zollanschlussvertrag. Damit übernahm das Fürstentum die schweizerischen Postregelungen. In dieser Zeit erschienen die ersten Briefmarken mit der offiziellen Landesbezeichnung «Fürstentum Liechtenstein». Die Produktion dieser Marken lag fortan in den Händen der Schweizerischen Post, und 1924 wurde Liechtenstein offiziell Teil des Schweizer Postgebiets. Ab den 1930er-Jahren begann Liechtenstein, seine Briefmarken selbst zu gestalten. Die Motive wurden vielfältiger und künstlerischer – von fürstlichen Porträts über beeindruckende Landschaftsaufnahmen bis hin zu historischen und kulturellen Themen. Diese Entwicklung trug dazu bei, dass liechtensteinische Briefmarken weltweit bei Sammlern an Beliebtheit gewannen und bis heute als kulturelle Botschafter des Landes gelten.
Was macht liechtensteinische Briefmarken besonders oder einzigartig im internationalen Vergleich?
Liechtensteinische Briefmarken zeichnen sich durch ihre hohe gestalterische Qualität, innovative Ansätze und exklusive Sondereditionen aus. Sie verbinden klassische Drucktechniken mit modernen Elementen und sind in der Philatelie weltweit anerkannt.
Ein herausragendes Beispiel für die Innovationskraft ist die gestickte Briefmarke zum 300-jährigen Bestehen Liechtensteins, die mit Goldfäden und Swarovski-Steinen veredelt wurde. Ebenso beeindruckend ist die NFT-Briefmarke, die in Zusammenarbeit mit dem internationalen Pop-Art-Künstler Romero Britto entstand. Diese Marke thematisierte Freundschaft und schlug eine Brücke zwischen klassischer und moderner Kunst. Die physische Briefmarke wurde im aufwendigen Stahlstichverfahren hergestellt – eine selten gewordene Handwerkskunst – und enthielt gleichzeitig einen digitalen NFT-Inhalt. Das physische Kunstwerk hängt heute im Postmuseum Liechtenstein.
Auch die Zusammenarbeit mit der Schweiz zeigt die enge Verbindung zwischen den Ländern, wie bei der Gemeinschaftsausgabe von 2023. Ein weiteres bedeutendes Sammlerstück war die Sondermarke zum 100-jährigen Bestehen des Zollvertrags mit der Schweiz.
Neben den innovativen Aspekten sind es auch die hochwertigen Drucktechniken und die limitierten Auflagen, die liechtensteinische Briefmarken so besonders machen. Die Verbindung von Tradition und Moderne, das royale Erbe des Fürstenhauses und die geschichtsträchtigen Motive machen sie nicht nur für Motivsammler, sondern auch für Ländersammler attraktiv. Während grosse Länder jährlich hunderte von Marken herausgeben, bleibt Liechtenstein überschaubar – was es Sammlern erleichtert, eine vollständige Kollektion zu erwerben.
Inwiefern spielt Liechtenstein Marketing für die Philatelie Liechtenstein eine Rolle? Wo liegen die gemeinsamen Berührungspunkte oder gemeinsame Ansätze?
Liechtenstein Marketing und die Philatelie Liechtenstein arbeiten eng zusammen, um das Image und die Marke des Fürstentums auf globaler Ebene zu stärken. Beide verfolgen ähnliche Ziele: Sie präsentieren das Land und seine Besonderheiten in einer positiven und ansprechenden Weise.
Liechtenstein Marketing hat die Aufgabe, die «Marke Liechtenstein» zu positionieren, wobei Briefmarken eine indirekte, aber effektive Rolle spielen. Sie sind mehr als Postwertzeichen – als Botschafter tragen sie Geschichten, Kulturgut und Bilder aus Liechtenstein in die Welt. So wie Liechtenstein Marketing das Land als touristisches Ziel und Wirtschaftsstandort präsentiert, wirken auch die Briefmarken international und verbreiten das Bild Liechtensteins. Ein wichtiger Berührungspunkt zwischen den beiden Bereichen ist das Liechtenstein Center, wo Briefmarken verkauft und als Souvenir geschätzt werden. Zudem bietet das Postmuseum eine Plattform zur Präsentation der liechtensteinischen Briefmarken und ihrer Geschichte, was die Markenbildung weiter fördert. Beide Institutionen tragen massgeblich zur Bekanntmachung und Wertschätzung der liechtensteinischen Kultur bei.
Die Briefmarken ergänzen die Markenstrategie von Liechtenstein Marketing perfekt. Sie sind ein kleines, aber sehr effektives Werbemittel, das Menschen auf der ganzen Welt erreicht. Sie sind leicht zu transportieren, passen in jede Tasche und eignen sich hervorragend als Andenken oder Geschenk.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass beide Bereiche – Liechtenstein Marketing und die Philatelie – sich sehr gut ergänzen. Sie teilen das gemeinsame Ziel, das Fürstentum Liechtenstein international bekannt zu machen, und nutzen dabei unterschiedliche, aber sich ergänzende Ansätze.
Wie entstehen neue Briefmarkenausgaben? Wer entscheidet über die Motive und Themen?
Die Entstehung einer neuen Briefmarke ist ein langwieriger und sorgfältig geplanter Prozess, der in der Regel zwei bis drei Jahre in Anspruch nimmt. Alles beginnt mit der Sammlung von Ideen und Inspirationen, die laufend zusammengetragen werden. Etwa zwei Jahre vor der geplanten Ausgabe eines neuen Briefmarkenmotivs wird das Programm für das kommende Jahr erstellt. Dieses wird dann dem Beirat zur Beratung vorgelegt.
Der Beirat, der die endgültige Entscheidung über die Motive trifft, besteht aus vier Mitgliedern: eine Person vertritt den Staat, eine Person repräsentiert das Volk, eine Person vertritt die Kunstschaffenden und eine Person repräsentiert die Historie und Kultur des Landes. Dieser interdisziplinäre Beirat prüft und berät über die vorgeschlagenen Themen und Motive, basierend auf verschiedenen Kriterien wie kultureller Bedeutung, Relevanz und künstlerischer Ausgestaltung.
Nachdem der Beirat seine Empfehlung abgegeben hat und ein Thema ausgewählt wurde, wird die Geschichte hinter der Briefmarke weiterentwickelt und das Design konzipiert. Es folgt eine detaillierte Gestaltung, bei der sowohl die visuelle Umsetzung als auch die Botschaft der Briefmarke berücksichtigt werden. Sobald ein Entwurf steht, wird dieser dem Beirat zur finalen Begutachtung und Entscheidung vorgelegt. Erst wenn der Beirat grünes Licht gibt, wird das endgültige Produkt zur Fertigung freigegeben.
Der gesamte Prozess ist also sehr vielschichtig und beinhaltet sowohl künstlerische als auch historische Aspekte. Die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Experten und die gründliche Prüfung jedes Entwurfs garantieren, dass die Briefmarken nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch kulturell und historisch bedeutsam sind.
Gibt es besondere Materialien oder Drucktechniken, die für liechtensteinische Briefmarken verwendet werden?
Bei der Gestaltung und Herstellung von liechtensteinischen Briefmarken setzen wir immer wieder auf innovative Drucktechniken und Materialien, die den kreativen Ausdruck und die Botschaft verstärken. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kryptomarke, bei der die Technologie im Vordergrund steht. Diese Marken nutzen neueste digitale Innovationen, um eine einzigartige Verbindung zwischen Kunst und Technologie zu schaffen.
Besonders hervorzuheben ist auch die gestickte Briefmarke zum 40. Jahrestag des Frauenstimmrechts in Liechtenstein. In diesem Fall war es nicht nur die Gestaltung, die eine Rolle spielte, sondern die Technik selbst, die als kreative Botschaft im Mittelpunkt stand. Es wird also stets darauf geachtet, dass die verwendeten Materialien und Techniken die Aussage der Briefmarke unterstützen und verstärken.
Ein weiteres Beispiel ist die Gestaltung einer sozialen Briefmarke, bei der bewusst auf glänzende, luxuriöse Materialien verzichtet wird. Stattdessen wird hier eine bodenständige, einfache Gestaltung gewählt, um die Botschaft der Briefmarke in den Vordergrund zu stellen und das Thema zu reflektieren.
Für Umweltmarken zum Beispiel verwenden wir Materialien, die zu der Botschaft passen – wie bei der gestickten Umweltmarke, bei der der Faden aus recyceltem PET hergestellt wurde. Der Faden stellt so symbolisch einen «ökologischen Fussabdruck» dar und passt perfekt zum Thema Nachhaltigkeit. Die Technik und das Material müssen also immer stimmig mit der Message der Briefmarke sein.
Welche Rolle spielt die Philatelie für das kulturelle Erbe Liechtensteins?
Die Philatelie spielt eine bedeutende Rolle für das kulturelle Erbe Liechtensteins, da Briefmarken als Zeitzeugen fungieren. Sie erzählen über wichtige Meilensteine und Ereignisse der Geschichte des Landes und fangen dabei nicht nur historische Momente ein, sondern auch Innovationen und Erfindungen, die aus Liechtenstein stammen. Darüber hinaus sind Briefmarken ein wertvolles Medium, um die schöne Natur und die einzigartige Landschaft des Fürstentums darzustellen. Das Saminatal, seltene Tierarten und unberührte Natur finden sich genauso auf Briefmarken wieder wie die prächtigen Juwelen der Natur und besondere Pflanzen. Der künstlerische Wert dieser Briefmarken ist ebenfalls von grosser Bedeutung und trägt dazu bei, das kulturelle Erbe visuell festzuhalten und zu bewahren.
Wie hat die Digitalisierung die Philatelie verändert?
Die Digitalisierung hat die Philatelie in vielerlei Hinsicht verändert, besonders in den Bereichen Administration, Planung und Automatisierung von Arbeitsabläufen. Ein grosses Thema sind die sozialen Medien, die es uns ermöglichen, Produkte zu bewerben und Geschichten auf einer zweiten Ebene zu erzählen. Dadurch können wir neue Kunden erreichen und den Markt erweitern. Mit unseren Krypto-Briefmarken haben wir zudem eine Brücke zwischen der analogen und der digitalen Welt geschlagen. Durch den digitalen Inhalt hinter den Briefmarken eröffnen sich neue Möglichkeiten und Räume, die wir aktiv nutzen können.
Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für die Zukunft der Philatelie in Liechtenstein?
Die Herausforderungen sind mehrschichtig. Briefmarken sind heute ein Nischenprodukt, das von vielen dennoch geschätzt wird. Sie bieten die Möglichkeit, Geschenke zu gestalten und Freude zu bereiten. Die Herausforderung liegt darin, neue, junge Sammler zu begeistern und innovative Wege zu finden. Eine Chance besteht darin, mit kreativen Konzepten, wie dem Gestalten von eigenen Briefmarken oder neuen Marketingstrategien, junge Menschen anzusprechen und das Interesse zu wecken.
Wie sind Sie selbst zur Philatelie gekommen und was fasziniert Sie daran?
Nach meinem Studium arbeitete ich in einer Agentur in Vorarlberg, als eine Kollegin erzählte, dass sie in Liechtenstein Briefmarken gestaltete. Das fand ich unglaublich spannend, und als ich in einer Agentur in Liechtenstein zu arbeiten begann, wurde ich erneut mit der Gestaltung von Briefmarken konfrontiert, was mich sofort faszinierte. Es war eine tolle Gelegenheit, selbst Briefmarken zu gestalten, und schliesslich kam die Chance, die Leitung der Philatelie zu übernehmen.
Was mich besonders fasziniert, ist die Tradition und das Handwerk. Ich finde es grossartig, dass wir in unserem Team sowohl langjährige Mitarbeitende, mit einem grossen Fachwissen über die Philatelie, sowie junge Talente aus verschiedenen Bereichen – von Gestaltern über Digital Media Designer bis hin zu Fotografen, Grafikern und Marketeer – haben, die sich mit Leidenschaft dem Thema widmen und die Philatelie in die moderne Zeit bringen. Unser Team spiegelt unsere Kundenstruktur und das hilft uns sehr, die jeweilige Zielgruppe anzusprechen. Die Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Menschen macht mir viel Freude und ist sehr spannend.
Für einen Gestalter ist es eine besondere Ehre, eine Briefmarke zu entwerfen – es ist wie eine «höchste Disziplin». Viele Gestalter betrachten es als privilegierte Aufgabe, da es mit viel Verantwortung verbunden ist. Eine Briefmarke ist ein kleines, aber bleibendes Stück Geschichte, und darum ist die Qualität unserer Arbeit so wichtig. Es ist ein Meisterwerk, das für die Ewigkeit bleibt.