junges THEATER liechtenstein

Leidenschaft, Theater – dafür steht Beatrice Brunhart-Risch
Schon im ersten Moment des Gesprächs wird klar: Beatrice Brunhart-Risch brennt für das, was sie tut. Mit Energie, Begeisterung und einer ansteckenden Leidenschaft spricht sie über das «junges THEATER liechtenstein», dessen künstlerische Entwicklung sie als Leiterin prägt und lebt.
Man spürt sofort: Hier geht es nicht nur um Theater, sondern um Haltung, Engagement und Herzblut. Sie vermittelt Wissen, inspiriert, holt Menschen ab und schenkt ihnen einen Raum, in dem Kunst lebendig wird. Sie steht wie auf einer imaginären Bühne – und zieht einen mit hinein, so dass man unweigerlich Lust bekommt, selbst Teil davon zu sein.
Ursprung und Grundidee
Beatrice Brunhart-Risch: «Das «junges THEATER liechtenstein» entstand aus dem Wunsch, Jugendlichen einen Raum zu bieten, in dem sie selbst Theater kreieren, spielen und aufführen können. Seit 24 Jahren begleite ich das Theater in verschiedenen Funktionen, und in dieser Zeit hat es sich zu einem Bildungshaus entwickelt. Wir unterrichten Kinder, Jugendliche und Erwachsene – vom Alter von zweieinhalb bis 93 Jahren – in insgesamt vierzehn verschiedenen Theatergruppen.
Partizipatives Theater
Bei uns ist alles anders als im herkömmlichen Theater: Dort wird ein Stück geschrieben und dann das Ensemble gesucht. Bei uns entsteht das Stück passend für die Gruppe. Ich arbeite mit Methoden der Theaterpädagogik, die wir als ganzheitliches Bildungs- und Erziehungsprogramm sowie als Kunstform anerkennen. Unser Ziel ist es, Talente zu entdecken, zu fördern und weiterzuentwickeln – und allen Menschen, die ihre Persönlichkeit stärken möchten, eine Bühne zu bieten.
Aus einem bunten Potpourri entsteht die Szenenfolge
Und natürlich ergeben sich immer wieder grossartige Situationen: Menschen erkennen, was sie alles können, und wie viel Freude es macht, gemeinsam auf ein bühnenreifes Stück hinzuarbeiten. Ein aktuelles Beispiel ist die Weihnachtsproduktion «Wundersam – Eines Nachts im Dezember», die am 8. Dezember Premiere feiert. Das Ensemble besteht diesmal ausschliesslich aus Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis vierzehn Jahren – einige sind schon seit Jahren dabei, andere haben fast ihre ganze Kindheit im Theater verbracht, und wieder andere sind Quereinsteiger, die erst mit zehn oder zwölf den Weg hierher gefunden haben.
Alle sind willkommen und stehen gleichwertig auf der Bühne. Zunächst lernen wir uns als Gruppe kennen, dann den Stoff. Dieses Jahr arbeiten wir frei nach Charles Dickens «A Christmas Carol» und gehen der Frage nach: Was bedeutet uns Weihnachten? Aus den Improvisationen, Texten und Ideen der Gruppe entsteht ein Potpourri, das ich in Szenen fasse – mit Gesang, Tanz und Dialogen. Rollen werden nicht klassisch verteilt, sondern selbst gewählt und gleichberechtigt besetzt. Hauptrollen im herkömmlichen Sinn gibt es bei uns nicht.
Und das Schönste: Jedes Jahr ist es anders. Mal sind es Kinder, mal Jugendliche, mal Erwachsene oder gemischte Gruppen, oft auch mit Menschen mit Behinderung. So entsteht immer wieder ein neues Weihnachtsmärchen, ein echtes Familienstück. Durch die Mitwirkenden kommen auch Familie und Freunde ins Theater und so ist bei den Aufführungen ein volles Haus garantiert. Weihnachten auf der Bühne bedeutet hier nicht nur Theater, es bedeutet Gemeinschaft, Zusammenhalt und ganz viel Herzblut.
Ausbildung und beruflicher Hintergrund
Meine erste Ausbildung war als Kindergärtnerin. Schon früh bemerkte ich, wie wirkungsvoll Rollenspiele für die Sprachentwicklung von Kindern sind. Nach vier Jahren suchte ich eine Weiterbildung und absolvierte in Zürich die Ausbildung zur Musischen Theaterpädagogin mit Schwerpunkt Jugendtheater. Schnell wuchs mein Unterricht auf neun Gruppen mit Kindern von 3 bis 9 Jahren. Später arbeitete ich auch mit Menschen mit Behinderung und wurde Mitbegründerin des gemeinnützigen Vereins «junges THEATER liechtenstein». Seit 14 Jahren sind wir nun an der Zollstrasse in Schaan zuhause – und von hier aus hat sich das Theater stetig weiterentwickelt. 2019 habe ich einen Master im Bildungsmanagement abgeschlossen, was mir half, Abläufe und Teamarbeit zu optimieren. Lebenslanges Lernen gehört für mich untrennbar zum Unterrichten und Inszenieren dazu.
Organisation und Team
Unser Team besteht aus neun festen Mitarbeitenden und 15 bis 20 weiteren Kräften, die je nach Kursprogramm hinzukommen. Ich selbst arbeite zu 100 Prozent als Geschäftsleiterin, künstlerische Leitung und Dramaturgin, 20 Prozent davon für eigene Inszenierungen wie das Weihnachtsstück. Unser kaufmännischer Leiter ist zu 90 Prozent angestellt, alle anderen arbeiten in Teilzeit. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass jede Produktion, jeder Kurs und jede Aufführung reibungslos funktioniert.
Umgang mit Herausforderungen
Unsere Kurse für Erwachsene reichen von Improvisationstheater über Stimmbildung bis zu «Der erste Eindruck zählt» – hier geht es um die eigene Auftrittskompetenz. Neu im Programm ist «Lernen durch Spielen», ein Kurs, der zeigt, wie Kinder spielerisch lernen. Bei allen Theaterkursen steht am Ende immer eine Aufführung.
Die Herausforderung dabei: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bringt seine eigene Biografie, Erfahrungen und Ängste mit. Da stossen wir manchmal an Grenzen – gerade, wenn es um Verbindlichkeit geht. Wir möchten selbst verbindlich sein und erwarten das auch von den Teilnehmenden. Ohne regelmässige Treffen und gemeinsames Üben kann kein bühnenreifes Stück entstehen. Ohne Training kein Erfolg, ohne Fleiss kein Preis.
Wir sind eine Theaterschule, die partizipatives Theater mit Laien macht. Unsere Schauspielerinnen und Schauspieler haben keine klassische Ausbildung, sie lernen alles in ihrer Freizeit. Und wir machen wirklich alles selbst – wir schreiben Stücke, inszenieren, gestalten das Licht, die Requisiten und entwickeln ein ganzheitliches Konzept: Wie lasse ich meine «Schützlinge» leuchten? Wie setze ich sie ins richtige Licht, in die Szene, ins Team? Was ziehen sie an, wo fühlen sie sich wohl? Es geht um Selbstwertgefühl, Selbstverständnis und die Frage: Was kann ich, was kann ich noch lernen? Lernen ist ein Meer ohne Ufer – man kann immer dazulernen und sich verbessern. Das Schöne am partizipativen Theater: Es ist nie zu spät, einzusteigen. Jede neue Person bringt frischen Schwung und neue Perspektiven.
Manchmal entstehen aus solchen Kursen besondere Geschichten: Ein Mann Mitte vierzig kam nur zu uns, weil seine Freundin ihm den Kurs zum Geburtstag geschenkt hatte – er hätte sich wohl nie getraut, selbst zu kommen. Kaum war er dabei, war das Eis gebrochen, und heute ist er ein wertvolles Mitglied unseres Ensembles – und sogar zum sozialpädagogischen Betreuer geworden.
Gute Lehrerinnen und Lehrer machen den Unterschied. Wer eine Beziehung zu seinen Schülern aufbaut, schafft Motivation, Verbindlichkeit und Erfolg. Unsere Proben sind wie Unterricht aufgebaut: Wir wechseln zwischen Entspannung und Spannung, damit längere Proben durchgehalten werden können. So lernen die Teilnehmenden nicht nur Theater, sondern erleben eine ganzheitliche Bildungsform, die Persönlichkeit, Teamfähigkeit und Kreativität stärkt.
Markenpartnerschaft & Projekte
2025 durften wir beim Staatsfeiertag im Kinderprogramm mitwirken. In Zusammenarbeit mit der OJA Liechtenstein entstand ein Konzept, bei dem 400 Kinder aktiv eingebunden wurden. So entstand der direkte Kontakt zu Liechtenstein Marketing, und daraus entwickelte sich unsere Markenpartnerschaft. Dadurch können wir neue Menschen erreichen und unser Netzwerk erweitern.
Angebote und Einladung
Wer neugierig ist, findet auf unserer Website alle Kurse und kann jederzeit unverbindlich an einem Kursabend schnuppern. Ein besonderes Highlight sind unsere Aufführungen – besonders die Weihnachtsproduktion «Wundersam – eines Nachts im Dezember», die am 8. Dezember Premiere feiert. Ein Stück, das von unseren Kindern und Jugendlichen mit viel Herzblut gestaltet wird und das Publikum jedes Jahr aufs Neue verzaubert».
Und worauf kommt es Beatrice Brunhart-Risch im Alltag an? «Leidenschaft, Teamgeist und ein bisschen Mut zum Ausprobieren. Denn bei uns gilt: Jeder darf auf die Bühne, jeder darf glänzen – und manchmal stolpert man über das eigene Lampenfieber. Aber genau das macht Theater aus: Man lacht, man lernt, man wächst – und am Ende steht ein Stück, das alle mit Stolz erfüllt. Ein kleiner Tipp von mir: Wer bei uns einmal hinter die Kulissen schaut, verlässt das Theater garantiert mit einem Lächeln – und manchmal sogar mit dem heimlichen Wunsch, selbst auf der Bühne zu stehen».